Was ist ein Verkehrsentwicklungsplan (VEP)?
Ein Verkehrsentwicklungsplan (VEP) legt Ziele und Strategien der zukünftigen Verkehrsentwicklung fest. Somit dient er den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung als Handlungsrahmen und Zielvorgabe. Der VEP trifft Aussagen zu den Verkehrsmitteln:
- Fuß und Rad,
- Bus, Straßenbahn und Eisenbahn sowie
- Autoverkehr und Wirtschaftsverkehr
Der Verkehrsentwicklungsplan der Stadt Kassel wird als abgestimmtes Konzept eine Prognose für das Jahr 2030 beinhalten und wird verkehrsträgerübergreifende Handlungsfelder und Maßnahmen für den zukünftigen Verkehr in Kassel vorschlagen. Die Mobilitätsbedürfnisse aller Personengruppen, die Wechselwirkungen mit Stadtentwicklung und Umwelt sowie eine stadtverträgliche Abwicklung des Verkehrs stehen dabei im Vordergrund.
Auf dieser Seite stellen wir Ihnen den Ablauf und die Arbeitsschritte sowie den Dialogprozess vor. Zudem informieren wir Sie hier regelmäßig über anstehende Veranstaltungen, bei denen Sie sich aktiv einbringen können und stellen Arbeitsergebnisse zum Download (Bestandsanalyse, Daten zum Mobilitätsverhalten etc.) bereit.
Warum braucht die Stadt Kassel einen Verkehrsentwicklungsplan?
Der letzte gesamtstädtische Verkehrsentwicklungsplan, der sogenannte Generalverkehrsplan (GVP), wurde 1990 von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen. Seitdem haben sich vielfältige Änderungen durch neue Wohn- und Gewerbestandorte, aber auch durch neue Entwicklungstrends im Mobilitätsverhalten, nicht nur der Kasseler Bevölkerung, ergeben. Neue Herausforderungen und Themen ergeben sich durch die absehbaren Entwicklungen in der Zukunft, sei es der demografische Wandel oder zum Beispiel auch die Elektromobilität. Der neue Verkehrsentwicklungsplan wird sich, aufbauend auf einer aktuellen Bestandsanalyse, diesen Trends stellen und ein Maßnahmenkonzept für die nächsten 15 Jahre entwickeln.
Wann wird der VEP umgesetzt?
Mit dem Verkehrsentwicklungsplan wird ein abgestimmtes, strategisches Handlungskonzept für die Verkehrsentwicklung der Stadt Kassel bis zum Jahre 2030 formuliert. Der Verkehrsentwicklungsplan dient der Verwaltung und der Politik somit als Orientierungsrahmen für die Anforderungen der Stadt an ihre Verkehrsinfrastruktur in den nächsten 10 bis 15 Jahren.
Einige Maßnahmen des Verkehrsentwicklungsplans werden bereits kurzfristig, das heißt etwa innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre umsetzbar sein. Andere Maßnahmen wiederum bedürfen erst weiterer Detailplanungen oder vertiefter Betrachtungen und werden dann mittel- bis langfristig verwirklicht werden können.
Wie kann ich mich als Bürgerin oder Bürger in die Erarbeitung des VEP einbringen?
Die Meinung und das Wissen der Bürgerinnen und Bürger sind bei der Erstellung des VEP sehr wichtig. Schließlich sind sie täglich in der Stadt unterwegs und wissen am besten, an welchen Stellen Veränderungsbedarf besteht oder welche gut angenommen Konzepte weiter verfolgt werden sollten. Deshalb wird der Verkehrsentwicklungsplan in einem dialogorientierten Prozess aufgestellt. Dabei bestehen unterschiedliche Möglichkeiten, wie Sie sich einbringen können.
Die nächste Möglichkeit zur Beteiligung bietet sich für die Einwohnerinnen und Einwohner in der zweiten Runde der Bürgerforen im Mai 2014. In fünf stadtteilbezogenen Abendveranstaltungen wird es dort um die Vorstellung und weitere Ausgestaltung der konkreten Maßnahmen gehen. Die Termine können Sie unter der Rubrik " Aktuelles, Termine und Meilensteine" einsehen. Nutzen Sie die Chance und liefern Sie mit ihrer Teilnahme einen wichtigen Beitrag zum VEP.
Bereits in den vergangenen Monaten könnten die Menschen in Kassel aktiv an der Erstellung des VEP mitarbeiten. Die erste Möglichkeit bot sich Ende 2012 im Rahmen einer Auftaktveranstaltung im Rathaus der Stadt Kassel. Es folgten in den Stadtteilen mehrere Bürgerforen, bei denen mehr als 300 Anregungen und Vorschläge aus der Bevölkerung gesammelt und ausgewertet wurden.
Ergänzt wird die Bürgerbeteiligung durch eine umfangreiche Kinder- und Jugendbeteiligung unter anderem in Zusammenarbeit mit Kasseler Schulen.
Wie berücksichtigt der VEP die Folgen einer älter werdenden Gesellschaft?
Der demographische Wandel ist inzwischen ein wesentlicher Teil des gesellschaftlichen Lebens und beeinflusst damit auch die zukünftigen Verkehrsentwicklungspläne. Ein Schwerpunkt ist dabei das Thema einer barrierearmen Mobilität. Hierzu wurde in den zukünftigen Verkehrsentwicklungsplan für die Stadt Kassel zum Beispiel das Zielfeld "Gleichberechtigte Teilhabe aller Verkehrsteilnehmer" aufgenommen. Dieses widmet sich besonders der eigenständigen und sicheren Mobilität in allen Altersschichten und damit auch in der Gruppe der älteren Generationen.
Wie wird der Verkehr im Raum Kassel sich entwickeln?
Die zukünftige Verkehrsentwicklung in Kassel wird durch viele langfristige Faktoren und Trends beeinflusst. Dies ist unter anderem die Entwicklung der Siedlungs-, Bevölkerungs- und Wirtschaftsstruktur, des Autobestands sowie der Mobilitätskosten. Der demografische Wandel und neue Lebensstile und Mobilitätsbedürfnisse spielen ebenfalls eine Rolle. Vor allem die Bevölkerungsrückgänge im Kasseler Umland sowie eine ältere Gesellschaft werden dazu führen, dass der der Gesamtverkehr in Kassel künftig weniger wird.
Wie wird der Verkehr im Raum Kassel sich entwickeln, wenn sich die Wirtschaft florierender und die Einwohnerzahl zunehmend entwickelt?
Um diese lokalen und globalen Entwicklungen angemessen zu berücksichtigen, wurden für den VEP vor dem langfristigen Prognosehorizont 2030 unterschiedliche Szenarien der verkehrlichen Entwicklung berechnet. Dabei wurden aktuelle und offiziell anerkannte Studien verwendet, wie zum Beispiel die Bevölkerungsprognose der Stadt Kassel und der Report der HessenAgentur zur Wirtschaftsentwicklung. Die Szenarien wurden mit einem Verkehrsmodell hinsichtlich der Verkehrsauswirkungen untersucht und bewertet. Um die mögliche Spannbreite aufzuzeigen, wurde auch ein Wachstumsszenario berechnet, allerdings ist auch in diesem Fall eher von einer Stagnation des Verkehrs auszugehen.
Wird der Megatrend Elektromobilität im VEP berücksichtigt?
Die Elektromobilität ist ein wichtiger Trend, der VEP berücksichtigt diesen im Hinblick auf die Anforderungen infrastruktureller Einrichtungen wie zum Beispiel Straßen und Fahrradwege sowie Ladeinfrastruktur. Die neuen Entwicklungen sind zum Beispiel im Radverkehr durch den Marktboom der sogenannten Pedelecs, elektrisch unterstützte Fahrräder, bereits im Alltagsgeschehen zu spüren. Insbesondere aufgrund der hügeligen Landschaft in und um Kassel können durch Elektro-Mobilität große Potenziale im Radverkehr aktiviert werden. Gleiches ist für Elektroautos zu erwarten, wenn die Herstellerpreise deutlich reduziert werden und die Batterietechnik wesentlich verbessert wird. E-Autos bieten sich vor allem im Stadtverkehr auf kurzen Strecken an.
Was ist ein Verkehrsmodell?
Ein Verkehrsmodell ist ein computergestütztes Rechenverfahren, das das Verkehrsgeschehen eines Raumes simuliert und eine vereinfachte Abbildung der Realität darstellt.
Dazu wird der jeweilige Modellierungs- bzw. Betrachtungsraum in viele Teilräume, sogenannte Verkehrszellen, unterteilt und deren Verkehrsbeziehungen untereinander abgebildet. Der Modellierungsraum zum VEP Kassel umfasst neben der Stadt Kassel und den ZRK-Kommunen auch die Gemeinden des weiteren Umlandes.
Grundlage für das Verkehrsmodell bilden verschiedene Daten wie Schienen-, Straßen-und Wegenetze, Bevölkerungszahl und -struktur, Arbeitsplatzangebot und -verteilung sowie Ergebnisse aus aktuellen Verkehrserhebungen.
Mithilfe des Verkehrsmodells wird das aktuelle Verkehrsverhalten, wie Wegeanzahl und -zwecke, Verkehrsmittelwahl, Streckenbelastungen abgebildet. Zusätzlich sind quantitative Abschätzungen der zukünftigen Verkehrsentwicklung sowie der Wirkungen von Maßnahmen und Handlungskonzepten möglich. Neben der Betrachtung der generellen Verkehrsentwicklung und den Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen ist ein Verkehrsmodell somit auch ein wichtiges Werkzeug für vergleichende Betrachtungen bei Bau-und Verkehrsvorhaben.
Was ist ein Nahverkehrsplan?
Der Nahverkehrsplan ist ein strategisches Planungsinstrument. Er beinhaltet Leitlinien und beschreibt die Entwicklungsstrategie des Öffentlichen Personennahverkehrs für die nächsten fünf Jahren. Der Nahverkehrsplan setzt für die Stadt Kassel Standards und Vorgaben fest, die den Umfang und die Qualität der Leistungen bei Bussen und Straßenbahnen vorgeben. Der erste Nahverkehrsplan der Stadt Kassel wurde 2003 durch die Stadtverordnetenversammlung beschlossen. Die Fortschreibung des Nahverkehrsplans für die Stadt Kassel in 2014 erfolgt durch die Kasseler Verkehrs-Gesellschaft als lokale Aufgabenträgerorganisation der Stadt Kassel.
Was ist ein Luftreinhalteplan?
Die EU-Richtlinien zur Luftqualität wurden durch die 39. Bundesimmissionsschutzverordnung in deutsches Recht umgesetzt. Danach sind Aktions- und Luftreinhaltepläne für Gebiete aufzustellen, in denen die festgelegten Grenzwerte für Luftschadstoffe überschritten werden. Für den Ballungsraum Kassel wurde in 2006 ein Luftreinhalte- und Aktionsplan durch das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz erarbeitet. Dieser wurde 2011 fortgeschrieben. Der Luftreinhalteplan ist Grundlage für die lufthygienische Qualitätssteigerung in Kassel. Die im Plan aufgeführten emissionsmindernden Maßnahmen sollen dazu beitragen, die Luftverunreinigungen dauerhaft zu verringern.
Was ist ein Lärmaktionsplan?
Die Europäische Union hat im Jahre 2002 eine Umgebungslärmrichtlinie verabschiedet. Darin werden die Mitgliedsstaaten verpflichtet, die Lärmbelastungen an Lärmbrennpunkten aufzuzeigen und Lärmaktionspläne aufzustellen. In Hessen wurden durch die Regierungspräsidien in der ersten Stufe Lärmaktionspläne für die Hauptverkehrsstraßen mit einer Verkehrsbelastung von über 6 Millionen Fahrzeugen im Jahr oder ca. 16.400 Fahrzeuge/Tag, die Haupteisenbahnstrecken und den Flughafen Frankfurt in den Ballungsräumen Frankfurt und Wiesbaden erstellt.
In der zweiten Stufe werden ab 2013 Lärmaktionspläne für die Hauptverkehrsstraßen mit einer Verkehrsbelastung von über 3 Millionen Fahrzeugen im Jahr oder ca. 8.200 Fahrzeuge/Tag und die Haupteisenstrecken in den Ballungsräumen Kassel, Darmstadt und Offenbach erarbeitet. In den Lärmaktionsplänen werden die Lärmkonfliktpunkte dargestellt und mögliche Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung vorgeschlagen.
Was ist ein Klimaschutzkonzept?
Das Integrierte Klimaschutzkonzept der Stadt Kassel (iKKK) ist ein Handlungsrahmen mit dem Ziel, die CO2-Emissionen nachhaltig zu reduzieren. Dieses Ziel kann in Kassel insbesondere durch die Steigerung der Energieeffizienz sowie Energieeinsparung erreicht werden. Die Nutzung erneuerbarer Energien kann nur im Verbund mit der Region klimawirksam erfolgen. Das Konzept ist im November 2012 von den Stadtverordneten verabschiedet worden und enthält einen Handlungsleitfaden mit Strategien und Projekten, die zur Reduktion von Emissionen wie Kohlendioxid im gesamten Stadtgebiet beitragen sollen. Diese wurden gemeinsam mit lokalen Akteuren in einem dialogorientierten Prozess entwickelt und betreffen planerisches, unternehmerisches sowie privates Handeln auf unterschiedlichsten Ebenen. Die Projektideen werden fortlaufend weiterentwickelt und ergänzt. In der jährlichen Nachverfolgung der Projekte werden deren Umsetzungsstand und die erreichte Reduzierung von CO2-Emissionen und Energieverbrauch betrachtet.
Soll im gesamten Stadtgebiet, also auch auf allen Kasseler Hauptverkehrsstraßen, generell nur noch eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h gelten?
Nein, fast 90 Prozent des Hauptverkehrsstraßennetzes in Kassel soll auch weiterhin mit Tempo 50 befahrbar sein. Der Verkehrsentwicklungsplan sieht auf dem Hauptverkehrsstraßennetz nur abschnittsweise bzw. situationsbedingt Tempo 30 vor (das betrifft etwa 10 Prozent der Hauptverkehrsstraßen).
So soll Tempo 30 lediglich dort umgesetzt werden, wo eine Lärmwirkung besteht (durch Tempo 30 wird der Lärm gegenüber Tempo 50 fast halbiert), oder auf Abschnitten mit einer hohen Anzahl an Unfällen und/oder in Bereichen mit einer besonders sensiblen Umfeldnutzung (z.B. Stadtteilzentren, Schulen). Damit kann die Verkehrssicherheit sowie die Wohn- und Lebensqualität erheblich gesteigert werden. Die Zeitverluste, die sich daraus für den Durchgangsverkehr ergeben, betragen nur wenige Sekunden. Dafür ergibt sich bei Tempo 30 auch ein verbesserter Verkehrsfluss, der die langsamere Durchschnittsgeschwindigkeit ausgleicht.
Geht die Förderung des Rad-, Fuß- und öffentlichen Verkehrs zu Lasten des Autoverkehrs?
Bislang wurde der Autoverkehr in der Stadt gegenüber den anderen Verkehrsarten deutlich begünstigt. Im VEP werden alle Verkehrsmittel gleichermaßen berücksichtigt. Mit dem Ziel, die Luftqualität weiter zu steigern und Lärm weiter zu verringern, wird der Autoverkehr kritisch hinterfragt. Durch einzelne Maßnahmen zur Förderung des Fuß-, Rad- und öffentlichen Verkehrs (zum Beispiel vermehrte Mittelinseln oder Fußgängerampeln, Radfahrstreifen auf der Fahrbahn) können sich lokal auch einzelne Einschränkungen im Autoverkehr ergeben, allerdings wird dies im Einzelfall auch unter Berücksichtigung der Leistungsfähigkeit und der guten Abwicklung des Verkehrsflusses vorgenommen.
Was ist mit dem regionalen Verkehr? Bleibt Kassel nach wie vor erreichbar?
Die Verbesserung der regionalen Erreichbarkeit der Stadt ist ein wichtiges Leitziel des VEP. Als bedeutendes Oberzentrum und Logistikstandort in Nordhessen ist die regionale Erreichbarkeit für Kassel immens wichtig. Ein großer Teil des Verkehrs in Kassel führt in die bzw. kommt aus der Region. Der VEP wird daher Maßnahmen anbieten, um die regionale Erreichbarkeit verkehrsträgerübergreifend zu stärken. Dazu zählen Maßnahmen im Straßenverkehr, die den Verkehrsfluss optimieren und Staus reduzieren, aber auch die Verbesserung der Anbindung und Reisezeiten des Umlands an Bus- und (Regio-)Tram-Netz der Stadt sowie der Ausbau von regionalen Radrouten. Des Weiteren endet der VEP nicht an den Stadtgrenzen. Zeitgleich stellt der Zweckverband Region Kassel (ZRK) ebenfalls einen neuen regionalen VEP auf, der in enger Abstimmung mit dem städtischen VEP entwickelt wird.
Welche Auswirkungen wird die Schließung der Autobahn-Anschlussstelle KS-Ost auf den Kasseler Osten haben?
Durch die Schließung der Anschlussstelle Kassel-Ost werden sich die Verkehrsmengen im Kasseler Osten verändern und verlagern. So wird die Schließung zu einer Entlastung der Leipziger Straße führen, während auf der Dresdner Straße mit mehr Verkehr zu rechnen ist. Am Platz der Deutschen Einheit wird dann wieder die gleiche Belastung vorliegen wie bisher, aber die Verkehrsströme werden einfacher zu handhaben sein. Die Auswirkungen der Schließung der Autobahn-Anschlussstelle wird mit dem Verkehrsmodell untersucht. Um die Situation im ganzen Kasseler Osten nachhaltig zu verbessern sind weitere entlastende Maßnahmen, wie Park und Ride, Förderung des Rad- und öffentlichen Verkehrs sinnvoll.
Wie will man eine Verdopplung des Fahrradverkehrs erreichen?
Durchgehendes, sicheres und attraktives Radwegenetzes ist die Grundvoraussetzung für eine häufigere Nutzung des Fahrrades. Der VEP enthält hierzu viele konkrete Maßnahmen und Ansätze. Darüber hinaus sind weitere Maßnahmen vorgesehen, um den Radverkehr in Kassel attraktiver zu gestalten, wie zum Beispiel der Ausbau des Fahrradverleihsystems Konrad und die Bereitstellung zusätzlicher Radabstellanlagen.
Nicht zu vergessen sind auch die allgemeine gesellschaftliche Trend, mehr mit dem Fahrrad zu fahren sowie die zunehmende Verbreitung von elektrisch unterstützten Fahrrädern, sogenannten Pedelecs, die das Radfahren vor allem in hügeligen Städten wie Kassel erleichtern.
Wie muss man sich die vorgeschlagenen Premiumradwege vorstellen?
Premiumradrouten sind möglichst direkt geführte Radverbindungen in der Stadt sowie zwischen Stadt und Umland. Sie sollen das Radfahren im Alltag auch über längere Distanzen attraktiv machen und nehmen vor allem wichtige Pendlerrouten in den Blick, wie beispielsweise Baunatal – Kassel.
Premiumradwege zeichnen sich durch hochwertige Merkmale aus, wie zum Beispiel ausreichende Breite, möglichst ebener und gut befahrbarer Belag, konfliktarme Führung sowie möglichst geringe Wartezeit an Kreuzungen und ermöglichen so hohe Fahrgeschwindigkeiten. Sie bieten sich insbesondere im Stadt-Umland-Verkehr an.
Was empfiehlt der VEP bezüglich der Parkraumbewirtschaftung in der Innenstadt?
Die Kasseler Innenstadt verfügt über mehr als 4.000 Stellplätze im öffentlichen Straßenraum, hinzukommen rund 4.500 Stellplätze in Parkhäusern und Tiefgaragen. Trotzdem ist der öffentliche Straßenraum häufig "zugeparkt", während die Parkhäuser freie Kapazitäten haben. Autos beanspruchen wertvolle und attraktive Flächen und Parksuchverkehr belastet die Innenstadt. Durch Ausweisung von Parkgebührenzonen werden die Stellplätze bereits bewirtschaftet. Die Parkgebühren wurden dabei seit den 1990er Jahren nicht mehr angehoben und liegen im Vergleich zu anderen Großstädten im unteren Bereich. Daher werden die Parkgebühren im Sommer 2014 teurer, aber auch einfacher und verständlicher werden. Die Parkgebühren im Zentrum steigen künftig in 15 Minuten- beziehungsweise 50-Cent-Schritten. Ein Beispiel: 30 Minuten kosten im Zentrum 1 Euro, 45 Minuten kosten 1,50 Euro, 60 Minuten kosten 2 Euro und so weiter. Die Automaten nehmen künftig alle Geldstücke ab dem 10-Cent-Stück aufwärts an. Zusätzlich wird in mehreren Bereichen das bargeldlose Bezahlen mit dem Handy möglich sein.
Auch außerhalb der bestehenden Gebührenzonen, wie Vorderer Westen und Wilhelmshöhe, kann durch die Einführung von Anwohnerparken oder die Freigabe von Firmenstellplätzen am Feierabend die Parksituation sowie auch die Situation für den Fuß- und Radverkehr verbessert werden.
Macht es angesichts der begrenzten finanziellen Ressourcen von Stadt, Land und Bund überhaupt Sinn, so viele Maßnahmen zu planen?
Der Verkehrsentwicklungsplan wird ein breites Spektrum an Maßnahmen umfassen und beinhaltet sowohl kostengünstige als auch kostenaufwändige Maßnahmen. Einige Maßnahmen können auch im Rahmen der ohnehin anstehenden Erneuerung oder Instandhaltung umgesetzt werden. Zudem ist es häufig sinnvoll, Maßnahmenvorschläge "in der Tasche zu haben", wenn zum Beispiel kurzfristig Fördermittel des Landes oder des Bundes bereitgestellt werden.
Die im VEP vorgeschlagenen Maßnahmen werden einem umfangreichen Bewertungsprozess unterzogen, bei dem die jeweiligen Kosten und Wirkungen entsprechend der Zielsetzungen in Bezug gesetzt wurden. Es werden somit nur diejenigen Maßnahmen berücksichtigt, die im Verhältnis zu ihren Kosten einen positiven Beitrag zu den Zielen des VEP leisten.
Was setzt der VEP den schlechter werdenden Straßen, Wegen und Plätzen entgegen?
Die bestehende Infrastruktur zu erhalten ist für viele Städte mindestens genauso wichtig geworden, wie Straßenverkehrsinfrastruktur auszubauen oder gar neu zu bauen. Der Verkehrsentwicklungsplan hat diese Situation auch für die Stadt Kassel mit einem eigenen Zielfeld berücksichtigt: "Erhaltung und Sicherung der Qualität der bestehenden Infrastruktur". Wo möglich sollen Maßnahmen im Bestand erfolgen und weiteres Geld für die Erhaltung der Straßen eingeplant werden. Insgesamt zeigt der Straßenzustandsbericht der Stadt Kassel, dass der Straßenzustand sich insgesamt verbessert hat. Derzeit investiert die Stadt Kassel jährlich rund drei Millionen Euro in die Instandhaltung der Straßen.
Was ist mit Mobilitätsmanagement gemeint?
Hiermit wird ein Ansatz verfolgt, den Personenverkehr effizienter und damit auch umweltfreundlicher zu gestalten. Dabei werden Privatpersonen genauso wie Betriebe und Institutionen angesprochen, ihr alltägliches Mobilitätsverhalten zu überdenken und Anreize zu schaffen, um auf effizientere oder umweltfreundliche Verkehrsmittel umzusteigen. Einige Betriebe wie SMA haben damit gute Erfahrungen gemacht, zumal der Geldbeutel geschont wird und es auch zur Gesundheitsförderung beiträgt. Mögliche Maßnahmen sind beispielsweise die Nutzung von Pendler- oder Fahrgemeinschaftsportalen, die bessere Vermarktung von Jobtickets oder die Förderung des Radverkehrs als Alternative zur eigenen Fahrt mit dem Auto.
Was ist mit Nahmobilität gemeint?
Primär wird darunter auch eine Stärkung der nicht-motorisierten Verkehrsmittel verstanden, also die Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Nahmobilität bezieht sich auf kurze Wege und auf Angebote sowie neue Lebens-und Bewegungsqualitäten im nahen Stadtraum. Jeder dritte Weg wird schon heute zu Fuß oder mit dem Rad zurückgelegt. Es gibt viele gute Gründe, die Nahmobilität zu stärken: Nahmobilität ist lokale Wirtschaftsförderung, weil sie zu lebendigen und urbanen Orten im Stadtraum beiträgt. Nahmobilität ist kostengünstig, klima- und umweltfreundlich, und vor allem träg sie zur Gesundheitsförderung jeder und jedes Einzelnen bei. Daher wird der VEP auch Vorschläge zur Verbesserung der Nahraumqualitäten sowie der Bedingungen für den Fuß- und Radverkehr im Quartier enthalten.